Was ist ein Bewehrungsplan? – Bedeutung, Inhalte und Aufgaben im Betonbau
Der Bewehrungsplan ist einer der wichtigsten Ausführungspläne im Stahlbetonbau. Er wird vom Tragwerksplaner (Statiker) erstellt und zeigt detailliert, wie die Bewehrung (der Stahl im Beton) verlegt werden muss, um die erforderliche Tragfähigkeit, Sicherheit und Dauerhaftigkeit zu gewährleisten.
Während der Schalplan die äußere Form des Bauteils vorgibt, beschreibt der Bewehrungsplan, was im Inneren passiert. Beide Pläne zusammen ermöglichen eine präzise Herstellung des Betonbauteils.
Wozu dient ein Bewehrungsplan?
Der Bewehrungsplan erfüllt mehrere zentrale Aufgaben:
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Er zeigt Art, Lage, Durchmesser und Anordnung der Bewehrung.
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Er dient als Arbeitsgrundlage für die Baustelle beim Verlegen des Stahls.
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Er beschreibt Übergreifungslängen, Abstände und Verankerungen.
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Er stellt sicher, dass alle statischen Anforderungen erfüllt werden.
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Er dokumentiert Bauteilabmessungen und wichtige konstruktive Details.
Ohne einen Bewehrungsplan könnte ein Betonbauteil nicht normgerecht und sicher hergestellt werden.
Was steht im Bewehrungsplan?
Ein Bewehrungsplan enthält sämtliche Informationen, die für das Verlegen des Bewehrungsstahls notwendig sind. Dazu gehören:
1. Stahlanordnung
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Lage der Längsstäbe
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Lage der Bügel, Stege, Matten und Querstäbe
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Anzahl und Position der Bewehrungslagen (z. B. oben/unten)
2. Durchmesser und Stahlsorte
Typische Angaben:
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Ø 8, Ø 10, Ø 12, Ø 16 mm
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Stahlsorten wie B500A, B500B, B500C
3. Abstände
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Bügelabstände
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Stababstände
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Mattenüberdeckungen
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Mindestabstände gemäß DIN EN 1992 / Eurocode 2
4. Verankerungen und Übergreifungen
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Hakenformen
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Biegeradien
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Entwicklungslängen
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Übergreifungslängen bei Stabstößen
5. Betondeckung
Die Betondeckung schützt die Bewehrung vor Korrosion und Feuer:
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Angaben zur erforderlichen Deckung (z. B. 3,0 cm)
6. Einzelstabzeichnungen
Jeder Stab wird mit seiner Form (z. B. L-, U-, Bügel- oder Listenform) als Einzelstabskizze dargestellt.
7. Positionsnummern
Alle Stäbe werden nummeriert, z. B.:
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B1 – Längsbewehrung oben
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B2 – Bügel
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M1 – Bewehrungsmatte
8. Stahllisten
Ein zentraler Bestandteil jedes Bewehrungsplans ist die Stahlliste.
Sie enthält für jede Position:
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Anzahl
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Durchmesser
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Länge
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Form
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Gewicht
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Gesamtstahlmenge pro Bauteil
Diese Liste erleichtert die Bestellung und Kontrolle der Bewehrung.
Wie unterscheidet sich der Bewehrungsplan vom Schalplan?
| Schalplan | Bewehrungsplan |
|---|---|
| Zeigt Geometrie und äußere Form des Betonbauteils | Zeigt die Stahlbewehrung im Inneren |
| Für die Herstellung der Schalung | Für das Verlegen des Stahls |
| Enthält Dicken, Aussparungen, Öffnungen | Enthält Stahldurchmesser, Abstände, Verankerungen |
| Teil der Ausführungsplanung (LPH 5) | Teil der Ausführungsplanung (LPH 5) |
Beide Pläne werden zusammen verwendet, um ein Betonbauteil herzustellen.
In welcher Leistungsphase entsteht der Bewehrungsplan?
Der Bewehrungsplan wird in der Leistungsphase 5 – Ausführungsplanung erstellt.
Er ist Teil der statischen Ausführung und wird nach Abschluss der Berechnung und des Schalplans angefertigt.
Wie liest man einen Bewehrungsplan?
1. Positionsnummern identifizieren
Stäbe, Matten und Bügel sind mit Kürzeln wie B1, B2, M1 gekennzeichnet.
2. Durchmesser und Anzahl prüfen
Beispiel:
B1: 6 Ø 12 = 6 Stäbe mit Durchmesser 12 mm
3. Abstände beachten
z. B. Bügelabstand a = 20 cm
4. Stabformen lesen
Die Einzelstabskizzen zeigen Form, Haken, Biegungen und Längen.
5. Betondeckung prüfen
Angabe z. B.: cnom = 3,5 cm
6. Stahlliste abgleichen
Hier werden alle Mengen tabellarisch dargestellt.
Fazit
Der Bewehrungsplan ist ein unverzichtbarer Bestandteil der Ausführungsplanung im Betonbau. Er legt fest, wie der Stahl im Inneren eines Betonbauteils zu verlegen ist, sodass Tragfähigkeit, Stabilität und Dauerhaftigkeit gewährleistet sind. Zusammen mit dem Schalplan bildet der Bewehrungsplan die Grundlage für eine sichere und normgerechte Bauausführung.