Was ist ein Standsicherheitsnachweis? – Bedeutung, Inhalte und Ablauf
Der Standsicherheitsnachweis ist ein zentraler Bestandteil der Tragwerksplanung und ein unverzichtbarer Teil jeder baurechtlichen Genehmigung. Er dokumentiert, dass ein Bauwerk den statischen und konstruktiven Anforderungen entspricht und unter allen vorgesehenen Einwirkungen sicher standsicher bleibt. Damit stellt er sicher, dass das Gebäude weder einstürzt, noch unzulässige Verformungen oder Schäden erleidet.
Warum ist der Standsicherheitsnachweis notwendig?
Ein Gebäude ist während seiner Lebensdauer unterschiedlichen Belastungen ausgesetzt, z. B.:
-
Eigengewicht
-
Nutzlasten (Personen, Möbel, Fahrzeuge etc.)
-
Windlasten
-
Schneelasten
-
Erddruck
-
Temperaturbeanspruchungen
-
Spezielle Lasten wie Erdbeben je nach Region
Der Standsicherheitsnachweis zeigt mathematisch und konstruktiv, dass das Bauwerk diese Einwirkungen aufnehmen und sicher ableiten kann. Ohne diesen Nachweis darf kein Bauvorhaben genehmigt oder ausgeführt werden.
Was enthält ein Standsicherheitsnachweis?
Der Standsicherheitsnachweis besteht aus mehreren Komponenten:
1. Statische Berechnungen
Hier berechnet der Statiker die Beanspruchung und Tragfähigkeit der Bauteile. Dazu gehören:
-
Berechnung der Vertikal- und Horizontallasten
-
Querschnittsnachweise (z. B. Biegung, Schub, Druck, Zug)
-
Nachweise für Wände, Stützen, Decken, Fundamente, Träger usw.
-
Stabilitätsnachweise (Kippen, Knicken, Beulen)
Diese Berechnungen basieren auf Normen wie dem Eurocode (DIN EN 1990 bis 1999).
2. Tragwerksbeschreibung
Sie erklärt:
-
das gewählte Tragwerkskonzept
-
Baumaterialien wie Stahlbeton, Mauerwerk, Holz oder Stahl
-
Lastabtragswege (wie die Lasten durchs Gebäude geleitet werden)
3. Positionspläne
Diese Pläne zeigen alle tragenden Elemente des Bauwerks und deren Positionen (z. B. Wände, Stützen, Unterzüge, Decken).
4. Grundlagen und Annahmen
Dazu gehören:
-
verwendete Normen
-
Sicherheitsbeiwerte
-
Lastannahmen nach Standort
-
Baugrundkennwerte
5. Konstruktive Details
Zum Beispiel:
-
Fundamentabmessungen
-
Wanddicken
-
Nachweise der Aussteifung
-
Angaben zu Mindestbewehrung, Verankerungen, Anschlussdetails
Wer erstellt den Standsicherheitsnachweis?
Der Standsicherheitsnachweis wird ausschließlich von einem qualifizierten Tragwerksplaner (Statiker) erstellt. Bei genehmigungspflichtigen Bauvorhaben muss dieser häufig ein eingetragener Nachweisberechtigter sein.
In manchen Bundesländern wird der Nachweis außerdem von einem Prüfstatiker überprüft.
Wann wird der Standsicherheitsnachweis benötigt?
Der Standsicherheitsnachweis ist notwendig:
-
vor der Baugenehmigung (Teil der Genehmigungsplanung)
-
bei größeren Umbauten oder Sanierungen
-
bei Aufstockungen
-
bei Änderungen am Tragwerk
Er gehört zur Leistungsphase 4 – Genehmigungsplanung nach HOAI.
Wie läuft die Erstellung eines Standsicherheitsnachweises ab?
-
Analyse der Architekturpläne
Der Statiker prüft die Grundrisse, Schnitte und Nutzung. -
Entwicklung eines Tragwerkskonzepts
Auswahl der Bauweise und Festlegung des Lastabtrags. -
Ermittlung der Lasten
Eigenlasten, Verkehrslasten, Schnee, Wind, Erddruck, besondere Lasten. -
Statische Berechnung aller Bauteile
Bauteil für Bauteil wird rechnerisch nachgewiesen. -
Erstellung der Positionspläne
Übersicht über alle tragenden Bauteile. -
Zusammenstellung der Berechnungsunterlagen
Diese gehen an Bauamt, Prüfstatiker und Architekt.
Was passiert nach dem Standsicherheitsnachweis?
Auf Grundlage des genehmigten Standsicherheitsnachweises erstellt der Statiker:
-
Schalpläne
-
Bewehrungspläne
-
Detailzeichnungen
Diese gehören zur Ausführungsplanung und dienen der Baustelle zur Herstellung der Bauteile.
Fazit
Der Standsicherheitsnachweis ist ein unverzichtbarer Bestandteil jedes Bauprojekts. Er stellt sicher, dass das Tragwerk eines Gebäudes unter allen relevanten Belastungen sicher und normgerecht funktioniert. Als wesentliches Dokument im Genehmigungsprozess schafft er die Grundlage für eine sichere, effiziente und dauerhafte Bauausführung.
